Ab und an blicken wir von enduro-klassik.de mal über den Tellerrand der reinen Berichterstattung rund um das Klassikgeschehen, besonders, da es um Triumph geht, der Marke, deren Bikes in den 50ern und 60er Jahre dank des Schauspielers Steve McQueen in etlichen Hollywoodstreifen zumindest eine Nebenrolle spielten …

Die Entscheidung ist gefallen: Ab dem Jahr 2019 wird der britische Hersteller Triumph zum neuen Motoren-Lieferanten der Moto2-Klasse. Triumph löst damit Honda als Produzenten ab und baut Dreizylinder-Motoren mit bis zu 133 PS. Der Vertrag läuft über drei Jahre und hat sogar potentielle Auswirkungen auf die MotoGP.

Hoffnung auf neue Moto2-Ära

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Von 2019 bis 2021 hat die Moto2 nun auch offiziell einen neuen Motorenpartner. Der britische Hersteller Triumph erhielt die Rechte für die Motorrad-Rennsport-Klasse nach langen Verhandlungen. Die Nachwuchsfahrer erhalten somit nach Jahren auf Honda-gepowerten Maschinen eine neue Grundlage auf ihrem Weg in die MotoGP. Die Verantwortlichen fahndeten für die Folgejahre nach einem „moderneren Motor“, den sie in Triumph zu hoffen gefunden zu haben. Vor allem mehr Gesamtpower soll es geben, denn Triumph verspricht einen Dreizylinder mit 765 ccm Hubraum, der insgesamt 133 PS leisten soll. Dorna-Präsident Carmelo Ezpeleta stuft den Deal als Beginn einer „komplett neuen Moto2-Ära“ ein. Der neue Motor basiert auf jenem des Straßenmodells 765er-Street-Triple und wurde von der Daytona 765 Supersport in der Folgezeit weiterentwickelt. Insgesamt verspricht er so 80 Newtonmeter mehr Drehmoment und mehr Drehzahl als die Straßenvariante. Auch weitere Anpassungen mussten und werden in der Zukunft noch für den Hochleistungssport durchgeführt werden. So werden unter anderem neue Zylinderköpfe mit optimiertem Strömungsverhalten, Titanventile und steifere Federn für eine verbesserte Drehzahl und eine Lichtmaschine mit kleinerem Gesamtgewicht verbaut. Zusätzlich werden die Sportler über einen längeren ersten Gang und eine eigens entwickelte Anti-Hopping-Kupplung integriert. Um das neu konstruierte Produkt zu testen, wurde Julian Simon eingesetzt. Der 30-jährige Moto2-Athlet drehte im spanischen Aragon einige Runden auf einem Triumph-Bike und war durchaus angetan vom Ergebnis des Tests: „Der Motor ist leistungsstark und beeindruckt besonders im mittleren Drehzahlbereich. Der Motor zeigt bereits jetzt großes Potential.“ Erste Prognosen halten gar eine Annährerung an die Rundenzeiten der MotoGP für möglich. Dies würde nicht dagewesene Chancen für die jungen Fahrer eröffnen.

Hauptziel Zuverlässigkeit für Imagepflege

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Triumph überzeugte nicht nur mit langer Historie, die das Unternehmen bereits seit 1902 im Business sieht. Auch wirtschaftlich ist die Marke zuletzt in aller Munde, da sie auf einen Jahresumsatz von 22% im Vorjahr verweisen kann. Macht ein erfolgreicher Partner automatisch auch die Moto2 attraktiver für neue Zuschauer, Kunden und Sponsoren? Als Produktionsstätte dienen gleich zwei verschiedene Orte. Die Fabriken von Triumph stehen in Großbritannien und Thailand. Schon an der Testfahrt Simons zu erkennen ist die weiterhin bestehende Kooperation mit dem Motorland Aragon, wo Motoren verteilt und gewartet werden sollen. Insbesondere die Zuverlässigkeit des neuen Motors wird von entscheidender Bedeutung sein. Mit dieser kennt sich Franco Morbidelli bereits gut aus, da er die Moto2-Weltmeisterschaft souverän anführt und nicht umsonst mit einer Quote von 1.06 der Topfavorit auf den Titel. Im Jahr 2019 wird er aller Voraussicht nach nicht mehr in der Moto2 aktiv sein, da er bereits für 2018 einen MotoGP-Vertrag unterschrieb und als eines der absoluten Top-Talente gilt. Doch seine Nachfolger werden sich besonders über zuverlässige Motoren freuen, die Triumph fast zwangsweise bauen muss. Woran liegt das? Bisher hielt sich der Hersteller im Motorsport sehr zurück und möchte mit dem Moto2-Engagement nun sein Image pflegen und zugleich eine neue Sparte erschließen. Triumph ist sich trotz allem sicher, abliefern zu können: „Wir sind sicher, dass wir bei noch zwölf Monaten Testzeit einen zuverlässigen und haltbaren Motor liefern werden.“ Es bleibt zu hoffen, dass es für sie besser läuft als für Honda in der Formel 1.

Die Moto2-Klasse wurde 2010 eingeführt und fährt seitdem mit Honda-Motoren. Insgesamt wurden drei Dreijahresverträge ausgehandelt, die Ende 2018 nun ihr Ende finden sollen. Die Veränderungen liegen bereits beim Blick auf die rohen Daten auf der Hand. Vom Vierzylinder geht es hin zu einem Dreizylinder-Modell, der vor allem im Hinblick auf die Breite des Modells und das Getriebe eine große Verbesserung hin zum Renngebrauch darstellen soll. Die Zuverlässigkeit muss hingegen lediglich gehalten werden, da das Honda-Modell äußerst robust daherkam und so für eine gewisse Planungssicherheit sorgte. Neben den neuen Motoren wird ebenfalls brandneue Elektronik-Komponenten von Magneti Marelli im Jahr 2019 Einzug in die Moto2 finden. Wie sich das Zusammenspiel letztlich in gegenseitiger Verbindung sowie in der Praxis darstellt, bleibt abzuwarten. Die noch fast vorhandenen eineinhalb Jahre Vorbereitungszeit werden Triumph gut tun, ein letztlich stimmiges Produkt an die Teams zu verteilen.