Dass die Ulfenbachtal Classic Geländefahrt – die 12. Johann Philipp Jöst Gedächtnisfahrt – in dem kleinen Odenwaldort Unter-Schönmattenwag jährlich zu den Höhepunkten für die Fahrer der Enduro-Klassik Szene zählt, ist schon lange kein Geheimnis mehr.  Nein, ein Vergleich mit anderen Klassik-Geländefahrten im Terminkalender lässt sich mit „Schimmeldiwog“, wie es landläufig genannt wird, nicht herstellen. Es ist „das Enduro-Klassik-Dorf Nr. 1“  in Deutschland. Hier genügt eine Streckenlänge von nur knapp 25 Kilometern über die Höhenzüge rund um den Start- und Zielort, um der Fangemeinde das berühmte Grinsen ins Gesicht zu zaubern. „Hardcore-Klassik“ vom Allerfeinsten, ohne lange Verbindungswege. Oder anders ausgedrückt, fahrintensives und  sehr anspruchsvolles Gelände pur und trotzdem klassikgerecht.

 

Nach einer kurzen Anfahrt zum Einrollen durch einen Ortsteil geht es mit der Ottmar Walter-Auffahrt sofort richtig zur Sache. Natürlich mit freundlicher Unterstützung der Anwohner, welche an der Zufahrt des Wiesenhanges eine Verpflegungsstelle eingerichtet haben. Die angebotenen Kohlehydrate in Form von selbstgebackenem Kuchen fanden während des Tages stets dankbare Abnehmer. Wer dann im Trialstil den Hang erklommen hatte, konnte in die etwa einstündige Runde durch die herbstlichen Laubwälder des Odenwaldes eintauchen. Es folgten unmittelbar mehrere steinige Ab- und Auffahrten und vor der Straßenquerung in Richtung zur Sonderprüfung galt es noch eine mit Geröll gespickte Hohlwegabfahrt, die eher einem schlammigen Bachbett als einem Fahrweg glich, zu bewältigen.

Der Rückweg am gegenüberliegenden Hang des Taleinschnittes begann erneut mit einer kleinen Auffahrt, ehe man sich der Sonderprüfung am vereinseigenen Motorsportgelände Wüstenbach näherte. Da galt es jeweils eine Runde auf der sehr welligen und ausgefahrenen Cross-Piste, die mit ein paar Schleifen erweitert war, im Bestzeitmodus hinter sich zu bringen. Anschließend ging es dann Schlag auf Schlag. Sehr steile Geröllabfahrten, die Auffahrt an der Hühnerfarm, Abfahrt Osterhasenwiese und dann die mit Felsen durchsetzte Waldauffahrt oberhalb der Kirche, wo doch der eine oder andere Teilnehmer die Hilfe der tatkräftigen und hilfsbereiten Streckenposten beanspruchen musste. Schon in Sichtweite zum Ziel folgte dann noch die Beschleunigungs- und Bremsprüfung in einer „Siedlungsstraße“ des Ortes und kurz vor dem Rundenende dann nochmals eine heftige Fels- und Wurzelauffahrt durch den „Dingeldein`schen-Wald“. Nein, eine Klassikgeländefahrt für Fahranfänger ist „Schimmeldiwog“ gewiss nicht. Dafür gibt es andere Veranstaltungen im Klassik-Kalender. Aber für versierte Geländefüchse ist es der ultimative Fahrspaß schlechthin.

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Dass bei der 12. Auflage auch der Wettergott im Odenwald ein „Geländefahrer“ war, hat den Reiz der Sache zusätzlich gesteigert. Frühmorgens, als die letzten Motorräder die technische Abnahme passierten, lag noch dichter Nebel im Tal. Doch bereits bei der Fahrerbesprechung hatten die wärmenden Sonnenstrahlen den Dunst so gut wie vertrieben und die knapp 150 Teilnehmer erwartete allerbestes Herbstwetter. Endurowetter vom Feinsten, sozusagen. Dass die Klassik-Geländefahrt in Unter-Schönmattenwag ein jährlicher Veranstaltungs-Höhepunkt im Ortskalender ist, welcher vielleicht sogar mit der örtlichen Kirchweih konkurrieren kann, merkt man allenthalben. Hausbewohner, die ganztägig jeden Fahrer mit schwenkenden Fahnen anfeuern oder eben die Verpflegungsstationen. Wie zum Beispiel auch an der Beschleunigungsprüfung, wo es jährlicher Brauch ist, bei der Anwohnerfamilie in der letzten Runde einen Einkehrschwung hinzulegen. Kaffee, Kuchen, Wasser, Zwiebelkuchen oder auch mal ein Schluck Rotwein können es schon sein, die den Aktiven dann helfen, die letzte Auffahrt vor dem Ziel zu erklimmen. Dafür werden dann auch schnell mal Carport und Garage geräumt, um genügend Tischgarnituren für das „geschwächte Fahrervolk“ unterbringen zu können. Hut ab vor einem derartigen Engagement.

Damit aber noch nicht genug. Der DK 1-Kult darf an dieser Stelle nicht vergessen werden. Dass die Jungs und Mädels an der DK 1 seit Jahren gut drauf sind, ist altbekannt. Doch dass man mitten im Wald sogar eine „Waldbühne“ mit musikalischer Live-Unterhaltung errichtet, ist geradezu hammermäßig. Das hat den Sportkameraden Ulrich Steding aus Langenhagen in der 4. Runde derart animiert, dass er seine Maico mit der Nr. 60 schnell mal an einen Baum gelehnt und zum Mikrofon gegriffen hat. Zur Freude von etwa 30 begeisterten Fans gab er mit Unterstützung des Gitarristen eine hochprofessionelle  Livedarbietung von „Johnny B. Goode“ sowie die obligatorische „Zugabe“. Der Streckenposten, der die Fahrerkarten gezwickt hat, meinte dazu freudestrahlend: „Dass wir hier abfeiern, ist schon klar, aber so etwas unglaubliches wie die Gesangsdarbietung eines Fahrers hat es bislang noch nicht gegeben!“

 

In „Schimmeldiwog“ merkt man an allen Ecken und Enden, dass Klassik-Enduro dem Veranstalter und all seinen Helfern genau so viel Spaß macht wie den Fahrern. Oder kurz und knapp: „Klassikgeländesport vom Allerbesten!“ Die 12. ADAC Johann Philipp Jöst Gedächtnisfahrt war aus Sicht von enduro-klassik.de eine tolle Sache – ein großes Kompliment an den Veranstalter!

Die Ergebnisse der Veranstaltung gibt es demnächst auf den Seiten des msc-ulfenbachtal.de. Eine zusätzliche Bildserie zur Sonderprüfung gibt es ebenfalls in den nächsten Tagen auf unserer Seite.

4 Kommentare

  1. Hallo schade das man es nicht erfährt das man Motoräder austellen kann da währen wir mal gern mit einer unseren Geländemaschinen gekommen zum Beispiel Zündapp MC 125 Baujahr 1972 schade eigentlich Mfg Peter aus Nürnberg

    • Hallo Peter

      so „offiziell“ wurde das auch nicht gemacht in Streitberg–ich habe nachgefragt, ob ich meine Husqvarna mitbringen soll und man sagte: Ja mach doch, aber die Twinshock :-), weil ich von 2012 wusste, das Vereinsmitglieder einige schöne Klassikmotorräder mit ins Bürgerhaus stellten, wo Abnahme der Papiere und Catering war–frag 2016 beim Fahrtleiter nochmal nach–er freut sich bestimmt.

      Gruß
      Jürgen

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