Pfingstsonntag morgens um Dreiviertelacht in San Daniele del Friuli. In dem kleinen Ort im Nordosten Italiens mit dem weltberühmten Rohschinken trotten vereinzelt Leute für ihren ersten Espresso oder Capuccino ins Caffé am Platz. 24 Stunden zuvor stand dort einsam und allein der uralte Iveco Daily des Teams vom MC Regolarita 70 aus Sizilien. Vermutlich mitten in der Nacht nach der mehr als 1500 Kilometer langen Strecke angekommen. Denn der Moto Club Tagliamento, benannt nach dem großen Strom, der sich aus den friaulischen Alpen in die Adria ergießt, hatte zum vierten Lauf der Gruppo 5, wie Klassik-Enduro in Italien heißt, gerufen. Und dafür einen rund 40 Kilometer langen Parcours mit einem 1,5 Kilometer langen Enduro-Test und einer 3,5 Kilometer langen Wiesenprüfung, Cross-Test genannt, abgesteckt . Der Parc fermé war mit 307 Maschinen prall gefüllt.
Ein einziger Ohren- und Augenschmauß war der Crosstest auf der hügeligen Wiese. Denn der Großteil der Piloten startete mit dem berühmten Messer zwischen den Zähnen, als wenn es um den Trophy-Sieg bei den Six Days geht. Gesamtsieger Andrea Molinari auf Fantic 125 lag am Ende nach fünf gewerteten Sonderprüfungen ganze 1,5 (!!!) Sekunden vor dem Zweiten Gabriel Faganel auf KTM 125. Bronze für Guiseppe Gallino auf der Puch 347, der für besagten Club aus Sizilien fährt. Unter den Top Ten sechs Maschinen bis 125 Kubik. Matteo Rubin, Weltmeister 2000 kam auf Platz 12. Enrico Tortoli, neben Giorgio Grasso und Tullio Pellegrinelli Fahrer im fast unschlagbaren italienischen Vintage Trophy Team markierte mit seiner 73er KTM die 24 schnellste Zeit. Giovanni Gritti wuchtete die BMW auf Gesamtplatz 32. 254 Fahrer kamen ins Ziel.
Kramer-Fahrer Jens Oestreich hielt die deutschen Farben hoch und kam auf den fünften Platz in der hart umkämpften Klasse über 250 Kubik. Der fünfte Lauf wird in Venetien ausgetragen, bevor zum Abschluss eine Zweitagefahrt in den Monte Sibilini in den Abruzzen über Meisterschaft und Platzierte entscheidet.
Mein Eindruck als Zaungast: Die Azzuri haben ein gewaltiges Potential an pfeilschnellen Klassik-Fahrern. Man darf sich fragen, wer die Squadra Azzura bei der Vintage-Trophy schlagen soll.
Enduro-Klassik.de bedankt sich für diesen Beitrag bei Sven Markurt (Text/Bilder)