Das diesjährige Plakatfoto und zugleich das Titelbild des Programms der 23. Klassik Geländefahrt „Rund um die MZ-Stadt Zschopau“ ziert ein Mann, den nur die absoluten Insider der historischen MZ Geländesporthistorie kennen. Es ist
Woldemar Lange
Hier ein Porträt:
Der Geländesport in Zschopau hat viele Namen, die über Jahrzehnte diese Tradition begründet haben. Woldemar Lange ist einer der Protagonisten.

Schon frühzeitig hatte es den 1934 in Blankenstein, heute ein Ortsteil von Wilsdruff, geborenen Jungen zur motorisierten Technik gezogen und so begann es folgerichtig 1950 mit einer Kfz-Schlosserlehre. Kein Wunder, dass das leidenschaftliche Faible für Rennberichte und Literatur über den Motorsport schnell auch sein Leben bestimmte, eine 98-ziger Wanderer-Sachs als erstes eigenes Fahrzeug auf dem Hof stand und 1950 die DKW NZ 250 (Baujahr 1938) vom Altgesellen für damals sagenhafte 2000 DDR-Mark erworben wurde. Natürlich nicht für touristische Zwecke, denn der Umbau für Geländeeinsätze folgte auf dem Fuß und mit dem Ziel, als Mitglied der Betriebssportgemeinschaft Lokomotive Dresden-Mitte, schnell die ersten Veranstaltungen gemeinsam mit seinem Freund Rolf Neubert zu fahren. Doch die erste Geländefahrt in Limbach ging sprichwörtlich nach hinten los. Schon nach knapp 500 Metern führte ein defektes Bremsgestänge zum Sturz und Ausfall. Die folgenden Jahre allerdings waren von Erfolg geprägt – 1954 mit dem Gewinn erster Läufe und der DDR-Meisterschaft, im Übrigen auf der einzigsten Vorkriegs-DKW unter den AWO’s aus Suhl.
1955 folgte nach einigen erfolgreichen DKW-Einsätzen der Umstieg auf eine privat gekaufte AWO 425, die sich als besser geeignet erwies. Besonders die neu aufkommenden Moto-Cross Wettbewerbe wurden begeistert angenommen und lagen der AWO‘s besser, was dann auch zur Ausmusterung der DKW NZ führte.
Natürlich gehörte Woldemar Lange im gleichen Jahr zu den ersten Startern bei „Rund um Zschopau“. Sein damals prominenter Mitbewerber in der gleichen Startminute war kein geringerer als der am Motorsporthimmel der BRD aufgehende Stern Werner Haas auf NSU. Mit den Erfolgen stieg das Interesse an den beiden jungen Dresdner Geländefahrern Rolf Neubert (DDR-Meister 1953) und Woldemar Lange vor allem in Suhl. Doch erste hoffnungsvolle Gespräche verliefen im Sand und waren schnell vergessen. Denn bei MZ kündigte sich die Einführung der neuen ES-Baureihe an. Und dieses Motorrad hatte es den beiden angetan.
Der Kontakt zum MZ Mannschaftsleiter Hans Sprung führte im Sommer 1956 zur Einstellung als Versuchsfahrer für die Nullserie der MZ ES 250 im 3-Schichtsystem.
Die in der Woche im Versuch zu fahrenden Maschinen konnten die beiden am Wochenende einige Male für Geländefahrten unter der Bedingung nutzen, dass die Motorräder am Montag wieder als Serienversuchsfahrzeuge auf dem Hof stehen mussten. Da war „schrauben“ angesagt! Der Lohn
war die DDR-Mannschaftmeisterschaft 1956 mit Rolf Neubert und Helfried Kirsten. Der Weg zum Werksfahrer blieb allerdings wegen des eigenen Fahrerpotentials bei MZ versperrt. Damit einher ging auch eine gewisse finanzielle, zeitliche und logistische Grenze für die umfassende Teilnahme an Geländeveranstaltungen. Nichts desto trotz nahm man nach Möglichkeit an den Geländefahrten und -meisterschaften in Ost und West teil.
Höhepunkt für Woldemar Lange war die Teilnahme als Mitglied der DDR Silbervasenmannschaft bei den SIX DAYS 1958 in Garmisch-Partenkirchen mit dem Gewinn einer der wenigen Goldmedaillen für MZ.
Obwohl schon für die Sechstagefahrt 1959 nominiert, entschloss er sich für ein Ingenieurstudium und beendete relativ kurzfristig die aktive und durchaus erfolgreiche Zeit als Geländefahrer. Es folgten weitere 20 Jahre Tätigkeit bei MZ im technologischen Versuch und als Gruppenleiter im Motorenversuch.
Die Leidenschaft für den Geländesport hat Woldemar Lange nie losgelassen und so war es nur folgerichtig und für den Motorsportclub MZ, dessen Gründungsmitglied er war, ein unschätzbarer Gewinn, dass er die Aufgabe des Sektionsleiters Geländesport übernahm. Eine Mammutaufgabe die darin bestand, die jährlich etwa 15 jungen Geländefahrer des Clubs zu organisieren, sportlich zu betreuen, mit zahlreichen Helfern die Teilnahmen an den Meisterschaften abzusichern und die Besten für den Einsatz in der Sportabteilung des Werkes und anderen Spitzenclubs zu entwickeln. Er war im Ehrenamt Mitglied in der zentralen Fachkommission Motorradgeländesport beim ADMV und konnte aktiv an der Entwicklung des Geländesports und der Clubarbeit mitwirken.
Ein Lebensabschnitt der ihn gefordert, Anerkennung gebracht und geprägt hat, auf den Woldemar Lange dankbar und gern zurückblickt. Nicht nur für die Geländefahrt konnte sich Woldemar Lange begeistern. Ihn hatten es auch die historischen Kraftfahrzeuge mehr als angetan. Als 1979 für die Leitung des Zweitaktmuseums auf Schloss Augustusburg ein Nachfolger gesucht wurde, gab es kein langes Überlegen. Seine zweite Leidenschaft konnte er jetzt auch beruflich verwirklichen. Die Aufgaben im Geländesport hatten jetzt Jüngere übernommen. In den folgenden 13 Jahren wurde unter seiner Leitung der Museumsbestand fast verdreifacht und die Thematik 4-Takt-Motorrad auf verdoppelter Ausstellungfläche einbezogen.
In dieser Zeit entstanden eine Vielzahl publizistischer Arbeiten, von Museumskatalogen über Beiträge in allen DDR-Kraftfahrzeugmedien und Jahrbüchern zum Thema Motoren- und Motorradtechnik. Zudem dokumentiert das Ergebnis eines umfassenden Forschungsauftrages einer Dresdener Hochschule die Zschopauer DKW-Motorradgeschichte. Ein weiteres Buch zur DDR-Motorradgeschichte blieb wegen der Abwicklung des Verlages unveröffentlicht, erschienen aber später in dem Buch „DKW/MZ zwei Marken, eine Geschichte“.
Seit 1992 ist Woldemar Lange im Ruhestand. Ruhe indes ist nicht sein Ding. Seither widmet er sich der Aufarbeitung einer bis dahin 25-jährigen Sammlungs- und Bewahrungstätigkeit von historischen DKW und AUTO- Union Automobilen. 2009 erfolgte in einer Gemeinschaftsarbeit mit Jörg Buschmann die Herausgabe eines umfassenden Sachbuches zur DKW-Motorradrennsporttechnik und 2012 ein ergänzendes Werk zum DKW Motorrad-Geländesport.
Die Familie lebt seit 1958 in Waldkirchen. Die beiden Kinder sind schon lange aus dem Haus. Doch die Leidenschaften, die sein Leben geprägt haben lassen ihn bis heute nicht los. Ob bei Motorsportveranstaltungen oder Treffen historischer Kraftfahrzeuge, auf Teilemärkten und bei Vorträgen ist Woldemar Lange anzutreffen. Er nimmt aufgeschlossen Anteil an der Bewahrung und Pflege der Kraftfahrzeuggeschichte in unserer Region, die er sein Leben lang aktiv mitgestaltet hat und von der er sichtlich nicht loslassen will. Sehr zur Freude seiner Mitstreiter.