FIM Vintage Trophy Camerino/It.  (4.-7. September 2024)

Im italienischen Camerino, dem Austragungsort der Interationalen Sechstagefahrt 1974, gingen zum 50jährigen Jubiläum 430 Teilnehmer in der FIM Vintage Trophy 2024 an den Start. Gedacht wurde bei diesem Anlass auch an die vielen Opfer des Erdbebens von 2016,  mit dessen Folgen das noch immer weitgehend unbewohnte Stadtzentrum unweit der Adriaküste bis heute zu kämpfen hat.

Aus sportlicher Sicht bildeten aus dem 50köpfigen deutschen Fahrerfeld, Uwe Weber (MZ) , Bert von Zitzewitz (Maico) und Johannes Steinel (Kramer) erneut die „Trophy-Mannschaft“ , um endlich den Italienern in dieser Prestige Klasse den Titel zu entreißen.

Bildeindrücke – Parc ferme, Camerino und Eröffnungsfeier:

Bert von Zitzewitz hatte auch seinen Sohn Davide mit nach Camerino gebracht, der in der aktuellen Deutschen Enduro Meisterschaft auf Platz 2 des Championats liegt und in seiner Klasse die DEM anführt. Im letzten Jahr hatte er noch seinen Vater Bert bei der Vintage Trophy betreut und dabei wohl Blut geleckt, so dass er sich im Winter eine 300er KTM aus 1991 für die Youngtimer Klasse aufgebaut hat.

Am 1. Fahrtag , der aus einer 20 km Runde und einer Beschleunigungsprüfung bestand, brannte Bert mit seiner 490er Maico die absolut schnellste Zeit in den Asphalt, Davide folgte auf dem 4. Gesamtrang des gesamten Feldes. Die deutsche Trophy beendete den Tag nur auf Rang 5, nachdem Uwe Webers MZ am Start nicht anspringen wollte und er sich dafür 10 Strafpunkte einfing.

Das USA Trophyteam mit Fred Hoess, dessen Motorrad aus dem Deutschen Enduro Museum angeliefert worden war, beendete den ersten Tag in Führung liegend vor den italienischen Favoriten und den Spaniern. Bei den Clubmannschaften lief es für uns besser und das Kramer Team mit Andreas Mosert, Jens Oestreich und Manuel Rüger belegte den 2. Platz der Tageswertung.

Am 2. Fahrtag sollte sich dann erstmals mit 2 Runden a 75 Kilometer die Spreu vom Weizen trennen. Allerdings war die Strecke unerwartet leicht und die Fahrer hatten an den ZK`s bis zu 30 Minuten Vorzeit, so dass von den ursprünglichen sechs Stunden Fahrzeit nur drei übrig geblieben sind. Die Piloten waren trotzdem rundum zufrieden, denn die Strecke führte durch eine außerordentlich schöne Hügellandschaft und hat zumindest von dieser Seite her keine Wünsche offen gelassen. Nach vier langen Sonderprüfungen hatte sich auch die deutsche Trophymannschaft eingefahren und sich auf den zweiten Platz vorgearbeitet. Die Italiener gingen mit Giorgio Grasso (Kramer), Tulio Pellegrinelli (Puch Frigerio) und Enrico Tortolli (KTM) in Führung. Die Franzosen machten das provisorische Podium mit Borsotto (Puch 75), Magnaldi (Fantic) und Tirard (Penton KTM) komplett, während die US Amerikaner nach einem Problem an der Husqvarna von Hoess auf den achten Platz zurückfielen. Bei den Club Mannschaften hatte sich das deutsche Kramer Team auf den vierten Platz verschlechtert, allerdings fehlten nur knappe 2 Punkte auf einen Podiumsplatz.

Bildeindrücke vom 1. und 2. Fahrtag:

Bei weiterhin schönstem Sommerwetter ging es dann am Freitag (Tag 3) wieder auf 2 Runden von dieses mal je 70 Kilometern Länge. Allerdings mit 30 Minuten weniger Fahrzeit als am Vortag. So waren die Piloten dann doch erstaunt, dass es bei vielen an der ZK nach dem Endurotest nur noch 2-5 Minuten Vorzeit gab, was mitunter auch Hektik auslöste, um noch einen Schluck für den Fahrer und das Motorrad nehmen zu können. Bei einem gefühlt 100 % höheren Geländeanteil als am Vortag und einem selektiven Spezialtest, den die Fahrer sämtlich mit dem Prädikat „geil“ belegten, befand man sich jetzt auf einer richtigen Geländefahrt. Leider hat dann auch der Defektteufel bei einigen zugeschlagen und auch unseren Uwe Weber erwischt. Mit der 1975er MZ musste er mit einer undichten Zylinderkopfdichtung leider aufgeben. Durch Uwe`s Ausfall hat Frankreich den zweiten Platz geerbt. Und ein starkes tschechisches Team mit den Fahrern Lubomir Vojkuvka, Dusan Kotrla und Rudolf Kvasky, allesamt auf Jawa Motorrädern aus verschiedenen Baujahren, wie es das Reglement vorsah, ist auf die dritte Position vorgerückt. Die Italiener führten weiter unangefochten mit einem ordentlichen Vorsprung von 280 Punkten.

Aus deutscher Sicht erfreulich war an diesem Tag das deutsche Club Team. Es konnte weiterhin in Schlagdistanz zum dritten Platz bleiben.

Für den 4. und letzten Fahrtag stand nochmals eine Zubringer Etappe von 16 Kilometern und das Abschluss Motocross in „San Serverino Marche“, auf einer MXGP Strecke von 2008, auf dem Programm. Der selektive Hartbodenkurs in Hanglage mit vielen Auf- und Abfahrten sowie Sprungkombinationen aller Art wurde für Fahrer und Zuschauer gleichermaßen zu einem Highlight. Der über alle Tage extrem stark fahrende Davide von Zitzewitz ging mit der ersten Gruppe um 9 Uhr an den Start und zeigte auf seiner KTM, dass er nicht versehentlich mehrfacher deutscher Enduromeister und Motocross Meister wurde. Er pflügte durch das Feld als gäbe es kein morgen mehr und verließ schließlich als erster Laufsieger des Tages die Strecke.

Gleichermaßen legte auch Bert von Zitzewitz mit seiner 490er Maico in der C3 Klasse los und ließ sein Motocross-Können vergangener Tage aufblitzen. Zunächst in Führung liegend, wurde er am Ende nur von Paolo Giuletti (I) geschlagen. Tulio Pellegrinelli (I) beendete das Abschluss Cross 6 Sekunden hinter BvZ auf Rang 4. Weitere Laufsieger waren unter anderem die Enduro Legenden Angelo Signorelli auf einer Fantic mit 75ccm und Giorgio Grasso mit einer 250er Kramer.

Aus deutscher Sicht hat sich noch Manuel Rüger in die Siegerlisten eingetragen, der genau wie die anderen Fahrer des Team`s Germany gezeigt hat, dass mit ihnen auch in Zukunft beim Vintage Enduro zu rechnen ist.

Doch das Rennen des Tages lieferten sich Clubfahrer Stephane Peterhansel aus Frankreich und US-Trophy Mann Fred Hoess in der C2 Klasse bis 250ccm. Der zunächst in Führung liegende Hoess wurde schon bald  von Peterhansel überholt, was dem ehrgeizigen Amerikaner überhaupt nicht schmeckte. Als der erste Staub verflogen war, baute er extremen Druck auf den vor ihm fahrenden Franzosen auf und mit seinem aggressiven Fahrstil brachte er Stephane Peterhansel tatsächlich an`s Limit.  Obwohl Hoess zwei Runden vor Schluss einen kleinen Abstand zu seinem Vordermann ließ, konnte der Franzose am Ende einen Fahrfehler nicht vermeiden und kam zu Sturz. Hoess zog vorbei und gewann mit 8,5 Sekunden Vorsprung vor der Dakar Legende und vor einem stark fahrenden Stefan Hau (Sohn des Enduro Europameisters) der auf Rang 3 einlief.

Im Endergebnis jedoch ein schwacher Trost für den Gesamtsieger aus 2022 und 2023, denn aufgrund seines Malheurs vom 2. Fahrtag musste Hoess den Gesamtsieg diesmal dem französischen Yamaha Fahrer Stephane Peterhansel überlassen und sich mit Rang 3 begnügen. 

Die Italiener sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und haben die Trophy zum dritten mal in Folge gewonnen. Frankreich und die Tschechoslowakei freuten sich über die weiteren Podestplätze. Deutschland hat Camerino mit Platz 8 gleichermaßen unglücklich verlassen, ähnlichwie die Mannschaft der BRD im Jahr 1974.

Die Silbervasen Wertung ging in diesem Jahr auf den Plätzen 1-3 an Italien. Als bestes deutsches Team kamen Jürgen Althaus, Ole Fleischer und Peter Zink auf ihren Kramer Motorrädern auf Platz 15. 

Bei den Club Mannschaften hat Italien vor Frankreich und Deutschland mit den anderen „Kramer Boy`s“, Jens Oestreich, Manuel Rüger und Andreas Mosert gewonnen.

In den Einzelklassen konnten Bert von Zitzewitz mit Platz 2 und Andreas Mosert mit Platz 3 hervorragende Erfolge verbuchen. Das einzige gestartete Damen Team hat ebenfalls das Ziel erreicht und die drei Italienerinnen haben sich am Schönsten von allen Gewinnern über ihr Ergebnis gefreut.

Bildeindrücke – Abschlusstage und Siegerehrung:

Leer ausgegangen ist hingegen der schnellste aller Fahrer im Feld, Davide von Zitzewitz, der wegen seiner „nur“ 31. Lebensjahre dem neu eingeführten Punktesystem zum Opfer gefallen ist. Über eine Klasse ohne Handicap-Punkte und bis zum Alter von 40 Jahren wird jedoch bereits bei der FIM nachgedacht.

Die Classic Gemeinschaft schaut nun gespannt nach Kielce in Polen, wo der Wettbewerb 2025 erstmals außerhalb von Südeuropa ausgetragen wird und wo die Karten auf sandigem Terrain neu gemischt werden. Die Tschechen haben ihre Empfehlung dafür bereits abgegeben und auch mit dem „Team Germany“ dürfte dort verstärkt zu rechnen sein, bevor es dann 2026 nach Zschopau auf heimisches Geläuf geht.

Alle Ergebnisse findet man hier unter www.isde2024vintage.ficr.it/

(Text/Bilder: Deutsches Enduro Museum Zschopau)

 

 

 

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