Vermutlich einmalig in der deutschen Enduro-Klassik-Szene ist die hier gezeigte Jawa 250 aus dem Jahr 1959 von Steffen M. Diese Baureihe der Motorräder trug den Beinamen „Libenak“, abgeleitet von dem Stadtteil Lieben in Prag, wo die Jawa Sportabteilung im Werk 4 ihren Sitz hatte.
Ein geschlossener Rohrrahmen aus Vierkantrohr, Teleskopgabel mit hydraulischer Stoßdämpfung und ölgedämpfte Federbeine hinten bilden das Fahrwerk der Jawa 250 „Libenak“. Der Werksmotor für Geländesport hatte ein 7-Gang Getriebe. Dazu gab es mehr Leistung durch größere Überströmkanäle. Der Zylinder ist gegenüber der Serie stärker verrippt, der Zylinderkopf wurde aus einer Aluminium-Legierung gegossen.
Jawa-typisch gab es natürlich damals schon den geschlossenen Kettenkasten.
Optische Finessen des Motorrades sind der Doppelauspuff, die dunkelrote Lackierung mit goldener Linierung, dazu der hellrote Sitzbankbezug und das verchromte Zündschloss mit Amperemeter, welches mittig im Tank platziert ist.
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Die Geländesportmodelle wurden, wie damals allgemein üblich, von den Serienmotorrädern abgeleitet. Typische Veränderungen waren der verstärkte Rahmen mit Unterzügen am Hauptrohr und Versteifungen unter dem Motor, 21`er Vorderrad und 18`Hinterrad (Serie hatte 16` vorn und hinten), die verkürzte Doppelsitzbank sowie der gekürzte Heckkotflügel. Tacho und Scheinwerfer wurden ähnlich, wie bei AWO, in einem kleinen Kasten verbaut. Hinter der Sitzbank befindet sich ein Griffbügel, der über den Kotflügel gebogen ist.
Der hochgesetzte Vorderradkotflügel wurde nur an den Werksmaschinen für Trophy und Silbervasen Teams bei der 35. Sechstagefahrt 1960 in Bad Aussee verwendet. Andere Jawa Fahrer hatten den Kotflügel direkt über dem Vorderrad montiert. Ein echter Siegertyp!
Mit solchen Motorrädern gewannen die Tschechen bei den Sechstagefahrten 1958 in Garmisch Partenkirchen und 1959 in Gottwaldov jeweils beide Wettbewerbe (Trophy und Silbervase). In der 250er Moto Cross Europameisterschaft holte Jaromir Cizek 1958 den Titel. 1959 erreichte er Platz 3 vor seinem Markenkollegen Jaroslav Kmoch. Es wurden ebenfalls seriennahe Jawas verwendet. Für Moto Cross genügte allerdings ein 4 Gang Getriebe.
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Für den Aufbau des Motorrades hat Steffen M. sechs Jahre benötigt, um alle Teile so originalgetreu wie möglich zusammenzubekommen. Das Motorrad war für ihn ein glücklicher Scheunenfund. Der Vorbesitzer war kein geringerer als der ehemalige Mechaniker der großen Moto Cross Legende Paul Friedrichs, der ja ebenfalls auf Jawa und CZ unterwegs war und mit diesen Bikes seine Titel sammelte.
[box type=“shadow“ align=“aligncenter“ width=“620″ ]Technische Daten:
- 1 Zylinder Zweitakt-Motor
- 248 ccm
- 28 PS bei 5250 U/min.
- Gewicht 142 kg
- Bohrung/Hub 65 x75 mm
- 32er Vergaser
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Danke an Steffen M. für die Bereitstellung der Bilder und Informationen zu diesem tollen Bike.