Deutschland gewinnt die TROPHY

Austragungsort der 50. Internationale Sechstagefahrt (ISDT) war vom 13. – 18. Oktober 1975 die Isle of Man. Die Jubiläumsveranstaltung also im Mutterland des Motorrad- Geländesports.  Das bundesdeutsche Trophyteam wurde erneut komplett von Zündapp gestellt und wurde erstmals als Mannschaftskapitän von Rolf Witthöft (125 ccm) angeführt. Seine Mannschaftskollegen waren Peter Neumann, Josef Wolfgruber, Eberhard Weber (alle 100 ccm), Jürgen Grisse (125 ccm) und Eddy Hau (175 ccm). Die deutsche Silbervasenmannschaft war besetzt mit Reinhard Christel und Gerhard Bayer (beide Hercules und Lenz Müller, Herbert Schek, beide Maico. Für die DDR wurde nur eine Silbervasenmannschaft mit Schneidewind und Haatz (Simson 75), Schubert (MZ 250) und Jäger (MZ 400) aufgeboten. Dieses Team galt für den Silbervasen-Titel allgemein als Top-Favorit, während für den Trophysieg vor allem die CSSR, USA und auch Schweden sowie natürlich auch die deutsche Mannschaft hoch gehandelt wurden.

Doch bereits am 1. Fahrtag gab es etliche Überraschungen. Viele Straßenanteile und leichtes Gelände, gutes Wetter und überschaubare B-Zeiten waren eigentlich ein sanfter Einstieg in den Wettbewerb. Doch die Mannschaft  der USA verlor bereits nach kurzer Zeit Tom Penton, an dessen KTM der Vergaser brannte, und an Masita`s Jawa riss die Kette, was dem CSSR Team wegen der 15minütigen Reparatur ordentlich Strafsekunden bescherte. Unsere Zündapp Jungs starteten souverän und führten am Abend des 1. Tages vor der polnischen Mannschaft. Und KTM Fahrer Heino Büse zeigte mit der KTM mit 352 ccm seine Ambitionen auf den Gesamtsieg als Einzelfahrer und wurde gleich mal Tagesschnellster.

Am Fahrtag 2 änderte sich wenig. Die 305 Kilometer lange und relativ leichte Strecke vom Vortag wurde nun erneut mit B-Zeiten, diesmal entgegengesetzt, befahren. Die deutsche Trophy Mannschaft gab sich keine Blöße und baute den Vorsprung vor den mit favorisierten Schweden aus. In der Silbervase gab es allerdings eine Überraschung. Ewald Schneidewind kam zu Sturz und zog sich Rippenbrüche zu, so dass er zur Aufgabe gezwungen war. Der Topfavorit DDR somit raus. Die Führung in diesem Wettbewerb ging nun an die CSSR vor dem deutschen Hercules/Maico Team.

Am 3. Tag dann der große Umbruch. Ein nächtliches Herbstgewitter sorgte nun für durchweichte Böden. Die Geländestrecke war darüber hinaus nun deutlich schwieriger und die kürzeren A-Zeiten forderten selbst den Allerbesten plötzlich alles ab. Kurzum, es ging nun richtig zur Sache auf der 172 Kilometer langen Runde die zweimal zu befahren war. An diesem Tag trifft es die Österreicher mit Peter Bous  (Kettenriß) und Stefan Pachernegg (Verletzung) und bei den Schweden fällt Eno mit Kolbenringschaden aus. Bei unserem Zündapp Team scheint alles prima zu laufen. Doch der Schein trügt. Das Team baut den Vorsprung  nun vor Italien auf ca. 1200 Punkte aus. Und in der Silbervase ist Deutschland am Abend ebenfalls vorne und führt auch hier vor Italien.

Tag 4. Es wird die Vortagesstrecke in entgegengesetzter Richtung , erneut bei A-Zeiten, befahren, was bedeutet, dass auch dieser Tag nicht leicht sein wird. Die deutsche Zündapp Trophy Fahrer absolvieren den Tag allesamt erneut in absoluter Bravour und bauen den Vorsprung auf Italien erneut aus. Doch ein möglicher Trophysieg erscheint nun plötzlich stark gefährdet.  Es wird bekannt, dass unser Eberhard Weber am Vortag seine Stempelkarte verloren hat, was natürlich einen Protest der Konkurrenz hervor ruft. Doch die Sache klärt sich rasch auf. Seitens der Jury war bereits am Vortag beschlossen worden, die Eintragungen auf den meist durchnässten Stempelkarten nicht zu werten, da diese wegen der nassen Witterung vielfach unleserlich geworden waren. Ein Protest gegen Weber wurde von der Jury deshalb mit knappen 8:7 Stimmen abgewiesen. Pech hingegen hatte die deutsche Silbervase. Christel stürzt und bricht sich das Schlüsselbein. Er fährt trotzdem weiter. Italien geht jetzt allerdings in Führung.

Am 5. Tag bessert sich das Wetter. Von ursprünglich 304 Startern sind nur noch 167 im Wettbewerb. Unser Trophyteam unter Führung von Rolf Witthöft liefert auch an diesem Tag eine begeisternde Leistung ab, obwohl sie längst schon alle auf Sicherheit fahren. Der Vorsprung vor Italien wächst weiter. Pech hatte DDR Fahrer Gerhard Haatz an diesem Tag. Er stürzt und bricht sich ein Bein.

Am Schlusstag kann dann kaum noch etwas schiefgehen. Ich Schlussrennen ziehen die sechs Zündapp Trophyfahrer im Formationsflug ihre Bahn und lassen nichts mehr anbrennen. Nach San Pellegrino im Jahr 1968 holt das deutsche Trophyteam, angeführt von Rolf Witthöft, den begehrten Trophypokal endlich wieder nach Deutschland bzw. in die Zündapp Vitrine nach München. In der Silbervase beißt sich der verletzte Reinhard Christel durch und das Team erringt Platz 2 hinter Italien. Bester Einzelfahrer des Wettbewerbs wird Heino Büse, knapp vor Zdenek Cespiva/CSSR.

Die Klassensieger: Perego/It. (Puch 50), Mauersberger/DDR (Simson 75), Wolfgruber/D (Zündapp 100),  Witthöft/D (Zündapp 125), Cemus/CSSR (Jawa 175), Schubert/DDR (MZ 250), Cisar/CSSR (Jawa 350), Büse/D (KTM 500), Schek/D (Maico ü. 500)  

  • Die deutsche Trophymannschaft konnte ihren großartigen Sieg ein Jahr später, 1976 in Zeltweg/Österreich, in der gleichen Besetzung  wiederholen. 
Rolf Witthöft – Zieleinlauf

Diese bereits schon länger geplante Veröffentlichung ist nun zu einer Hommage an Rolf Witthöft geworden.

Rolf Witthöft, der erfolgreiche deutsche Motorrad-Geländesportler und Mannschaftskapitän der beiden Trophysieger-Mannschaften von 1975 und 1976 verstarb am 13. März 2025. Das 50jährige Jubiläum des großartigen Isle of Man Erfolges ist ihm leider nicht mehr vergönnt.  

Bildnachweis: Zündapp-Archiv BL

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