Schon am ersten, überaus hochdramatischen Tag beim DEM-Finale in Rüdersdorf flogen die Korken und der Sekt spritzte! Luca Fischeder kürte sich, mit einer erneut beeindruckenden Leistung, erstmals zum Internationalen Deutschen Enduro Meister!

Zudem konnte sich der Sherco-Fahrer über eine erfolgreiche Titelverteidigung in der Klasse E3 freuen, während für Tilman Krause die E2-Meisterschaft, sein erster Einzeltitel in der DEM überhaupt, zum Greifen nahe schien. Doch im neunten und damit letzten Test des Tages geschah das, was sich einfach niemand vorstellen konnte und mit „Pech“ einfach nur maßlos untertrieben ist. Der KTM-Fahrer stürzte auf einem eher unspektakulären Abschnitt dermaßen unglücklich, das er gegen einen Baum prallte und bewusstlos liegen blieb. Das hatte sogar zur Folge, dass diese Prüfung komplett annulliert wurde. Stand jetzt, laut seines Teams, befindet er sich mit einem gebrochenen Oberarm und einem kaputten Handgelenk im Krankenhaus. Die ganze DEM-Familie wünscht Tilman Krause eine gute und schnelle Genesung – einem überaus sympathischen Fahrer, dem im Fahrerlager heute jeder diesen großen Triumph von Herzen gegönnt hätte!

Damit war die Stimmung verständlicherweise allerorts etwas getrübt. Sogar bei Luca Fischeder, der heute mit dem Championatstitel seinen bis dato größten Erfolg feierte und damit in die hinterlassenen Fußstapfen seines ehemaligen Teamkollegen Hamish Macdonald tritt. Der Neuseeländer gewann den wichtigsten Titel der Int. Deutschen Enduro Meisterschaft 2020 und 2021 – beide Male hier beim Novemberpokal in Rüdersdorf bzw. Grünheide!

„Ich habe Tilman liegen sehen“, berichtet der 23-Jährige, der auf Grund der in Rüdersdorf parallel ausgetragenen Europameisterschaft und der damit verbundenen, zur DEM abweichenden Startreihenfolge wenig später an der Unglücksstelle vorbei kam. „Natürlich habe ich gestoppt und mich erkundigt. Es waren schon andere Fahrer und ein Streckenposten vor Ort, die Erste Hilfe geleistet haben.“ Danach gab es für Luca nur noch ein sicheres „Rumrollen“ bis ins Ziel, an „Attacke“ war nicht mehr zu denken. Gibt es dennoch etwas Positives vom frischgebackenen Meister? „Ja schon“, huscht ihm dann doch ein Lächeln über das Gesicht, „der immer noch verletzte Fuß hat durchgehalten, das war mir wichtig. Allerdings ging es noch nicht ganz hundertprozentig, ich konnte nicht so attackieren, wie ich es mir gewünscht hätte. Die E3-Titelverteidigung ist natürlich super und die Championtsmeisterschaft bedeutet mir extrem viel, mein definitiv größter Titel!“

Luca Fischeder musste sich im Tagesklassement einzig seinem Teamkollegen Jeremy Sydow geschlagen geben. Der 22-Jährige legte einen perfekten Tag hin, siegte sogar in der EM-Overall-Wertung. „Es lief von Anfang an alles rund. Ich hatte nur einen einzigen, kleinen Ausrutscher. Ansonsten blieb ich komplett fehlerlos“, freut sich der Sherco-Fahrer, der durch den Ausfall von Tilman Krause morgen sogar noch E2-Meister werden kann. „Daran möchte ich gar nicht denken“, winkt er ab, „ich kann mit Tilman so dermaßen mitfühlen. Ich habe 2019 den schon fast sicheren Titel im ADAC Youngster Cup im allerletzten Lauf wegen eines technischen Defekts noch herschenken müssen. Wobei, bei ihm, mit der schweren Verletzung, ist die ganze Situation natürlich noch um ein Vielfaches schlimmer.“

Platz drei ging an einen glänzend aufgelegten Milan Schmüser, der damit nicht nur sein erstes Top-Drei Ergebnis im Championat einfahren konnte, sondern auch dafür sorgte, dass das Podium komplett in „Sherco-Hand“ ging.  „Es war ein großartiger Tag! Die Prüfungen haben mir einfach nur totalen Spaß gemacht. Die waren technisch, aber dennoch schön rund zu fahren. Das kam mir einfach total entgegen“, freut sich der 19-Jährige, der zudem die Junioren-Klasse gewann und morgen dort den Titel sicherstellen möchte.

Vierter in der Gesamtwertung und erstmalig Klassensieger in der E1! Tristan Hanak hat es nun endlich gepackt, während er in Burg den sicheren Erfolg auf den letzten Metern noch aus den Händen gab. „Endlich hat einmal alles gepasst“, zeigt sich der GasGas-Fahrer überglücklich! „Zuletzt bin ich immer unter meinen eigenen Erwartungen geblieben, konnte nie mein wirkliches Potenzial im Wettkampf ausschöpfen. Aber heute war alles anders. Unterlief mir einmal ein kleiner Fehler, habe ich mich nicht weiter darüber geärgert, sondern einfach weiter Druck gemacht“, berichtet Tristan Hanak, der nur kurze Zeit später vom Unfall seines Teamkollegen Tilman Krause erfuhr. Was für eine Dramatik an diesem ersten Tag in Rüdersdorf!

Edward Hübner wurde mit einer erneut soliden Leistung Tagesfünfter und Zweiter in der E1. Damit sind die Weichen für seinen sechsten Einzel-DEM-Titelgewinn gestellt. Zudem gewann er zusammen mit Sydow und Fischeder die Mannschaftswertung. Fast unbemerkt sicherte sich damit das Team des ADAC Sachsen, in welchem bis zu seiner Verletzung auch Andreas Beier aufgestellt war, vorzeitig den Titel „Deutscher Enduro Mannschaftsmeister 2022“.