Zur Abwechslung und Inspiration diesmal ein etwas anderer Veranstaltungsbeitrag. Den „Reisebericht“ zu den Sportfreunden in Frankreich  hat uns der Enduro-Klassiker Gerhard G. aus dem Schwarzwald zur Verfügung gestellt. Danke Gerhard!

Sollen wir uns das wirklich antun?“ fragte mich Jörg, als wir uns in Hartheim an der kleinen Rheinbrücke trafen.  „Mein Bauch sagt eigentlich NEIN“, lautete meine Antwort. Knapp 750 km rüber nach Frankreich zum Jahrestreffen der „Squadra Regolarita“ (www.srcf.fr) in Marval. Marval liegt im Périgord, knapp 80 km vor Cocnac. Die Squadra, das sind etwa 700 Klassik-Endurofans aus ganz Frankreich meist mit historischen, aber auch mit Youngtimer-Enduros. Überwiegend aus italienischer Produktion. Aber der Franzose ist ja bekanntermaßen toleranter als wir, deshalb auch einige Japaner, sowie 7 Bikes aus Nürnberg mit dem Siebengang-Sportmotor. Nach 550 km bei einem Tankstopp kam dann die  Antwort auf eine am Morgen gestellte Frage. Jörg „Soll ich Dir sagen dass da ein Ölfleck unter deinem Auto ist?“  „Ne lass mal“ war seine Antwort. Wieder auf der Autoroute rauschte dann die Antriebswelle der Servopumpe samt Riemenscheibe vor meinem T4 über den Highway bis zum Wald neben der Gegenfahrbahn. Also, kurz vor Ladenschluss noch schnell einen neuen Flachriemen organisiert und ohne Servolenkung mit 3 Tonnen Gesamtgewicht weiter gen Westen gefahren. Kurz vor 20.00 Uhr dann unser erster Gänsehautmoment. In dem 550 Einwohner Ort Marval gibt es ein Schloss und hinter dem Anwesen entdeckten wir die ersten schwarzen Hinweispfeile „ Recontre Squadra 2020“. Am Ende des Dorfes nach einer offenen Schranke und einer kleinen Steigung dann die zweite Gänsehaut. Das Anwesen von Francois und Martine. Ein Landsitz aus dem 17 Jahrhundert. Komplett renoviert und restauriert mit altem Baumbestand und allem was man so mag. Französischer Charme.

Die Organisatoren waren schon anwesend und wir wurden, obwohl das Recontre erst am Samstag beginnen sollte, nicht mehr vom Apero und dem Grill „verschont“. Erstaunlich was nach so einem langen Autobahntag in  einen teutonischen Magen alles reinpasst! Merci nochmal Julien und Martine am Grill! Irgendwann nachdem es bereits geraume Zeit dunkel war gings dann leicht schwankend ab in die fahrbaren Höhlen. Die Dunkelphase war recht kurz, denn am Morgen kam schnell Leben in die Bude. Innerhalb von zwei bis drei Stunden kamen rund 45 Transporter nzw. Anhänger mit den Bikes.

Manche der Jungs sehen wir nur einmal im Jahr, andere trafen wir zum ersten mal und um so herzlicher waren das Wiedersehen oder die persönlichen Erstkontakte. So manchen kenne ich seit Jahren aus den Foren und dann, trotz Corona, sitzen wir zusammen und tauschen uns aus. Was das Material angeht habe ich bereits vor Jahren meine Vorurteile begraben! Die Jungs auf der anderen Rheinseite schrauben mindestens, nein, eher präziser als wir. Das Netzwerk drüben ist sehr eng vernetzt und engagiert. Da werden Teile in Kleinserie aufgelegt und zum Selbstkostenpreis weitergegeben oder, wie Eric Bazin mit seinem Sohn es praktiziert, mit einem professionellen 3D Drucker  und einer eigenen „kleinen“ Fertigungsstraße  https://www.facebook.com/vintageartplast/   nachgebaut. Eric’s Philosophie: „Ich kann es besser als z.B. Falk oder Acerbis damals“,  und er kann es wirklich!

Aber wir kamen ja eigentlich zum Fahren.

Auf dem eigenen Grundstück eine durchaus anspruchsvolle Sonderprüfung von 3,5 km Länge, teils sehr eng gesteckt, so dass auch mal der erste Gang gefordert wurde. Zweierteams, jeweils  fünf Runden pro Fahrer und das über  zweimal 1,5 Stunden bei Temperaturen um die 30 Grad. Da waren SWMs, Cagivas, Aprillas, Moto Morinis, Fantic…, da waren Huskys, Nauder Sachs, drei Moto Portal die hier niemand kennt, die 7 Gang Sachs, eine Barrigo mit nem großen Honda Einzylinder und einige  weitere Japaner. Alleine 6 IT`s von Yamaha, die bei uns leider nie zu haben waren. Im Team belegten die  zwei teutonischen Gäste Rang 7.  Dann, hinterher, der obligatorische Apéro mit kleinen Snacks, Chips und, na ja die Franzosen trinken durchaus Wein! Die zehn Liter Weizen vom Fass die wir mitgebracht hatten waren aber auch für einiges Interesse gut! „ Isch kenne diese Bière“ sagte  Bernard, „isch war einige Jahre bei der Brigarde in Müllheim“. Schnell bildete sich bei uns eine Schlange von etwa einem Dutzend  Dehydrierter. Gegen 20.00 Uhr ging es entlang der Stadtmauer aus dem 16.Jhd. , vorbei am Schloß, runter ins Dorf zum Restaurant. Fünf Gänge und dazu ein prima Roter, zu denen/dem  man nichts weiter sagen muss. Frankreich eben, ja ich habe dafür ein Faible!

Irgendwann war es dann urplötzlich wieder hell und es ging, nach dem Café au lait und den frischen Croissants in drei Gruppen auf einen 45 km langen Rundkurs  durch die umliegenden Wälder, über Wiesen, durch den einen oder anderen Bach, vorbei an Bade- und Angelteichen, unterbrochen von zwei Stops, an denen wir von drei Mädels aus dem Nachbarort mit Wasser, Saft , Obst und Kuchen verköstigt wurden. So haben wir  das auch noch nicht erlebt. Mitten auf einer Waldlichtung ein Picknick. Frankreich hat was! Unterwegs Wanderer, Bauern, Anwohner. Alle gegrüßt, alle entspannt.

 

Dann den Kickstarter durchgedrückt und zurück zum Anwesen von Francois. Das Barbeque zum Abschluss war fantastisch. Besser geht nicht. Die 750 km Retour wurden schließlich auf einer Ar…(Po Backe) runter geritten. Unsere „Blauen“  stehen wieder an ihren angestammten Plätzen im Gutedelland.

Kein Ausfall, kein Plattfuß, kein abgebrochener Kickstarter. Nicht wie letztes mal.  Und sie warten  jetzt schon sehnsüchtig, wie auch ihre Fahrer,  auf einen weiteren Einsatz bei der Squadra Regolarita.   Merci ecore une fois…a bientot en 2021!

Hier findet man noch einige Eindrücke des Events bei Youtube:

Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=DuCHhMExRbc

Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=9E9lbSgytlo

Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=RfzzRQb7BwM