Am 4. Juli verstarb in Hamburg im Alter von 96 Jahren die Motorrad-Geländesport-Legende Walter Aukthun. Er war Zeit seines Lebens ein engagierter Motorradsportler, der nach seiner aktiven Laufbahn auch viele Jahrzehnte als Funktionär beim ADAC Hansa tätig war, oder sich als Rennleiter engagierte. Man könnte ihn sogar auch als den Erfinder von „Super-Moto“ bezeichnen. Dass er darüber hinaus als engagierter Polizeibeamter für die Hamburger Polizei seit dem Jahr 1948 tätig war und sich dabei große Verdienste um die weltbekannte Polizeimotorradstaffel der Stadt Hamburg erwarb, ist vielen Motorradfans möglicherweise sogar entgangen. Seine großartige Karriere im Geländesport begann bereits im Jahr 1949 als Gespannfahrer und 1952 nahm er erstmals an einer Sechstagefahrt in Bad Aussee teil, wo er eine „Goldene“ erringen konnte. 1953 wurde er für das deutsche Silbervasenteam bei der Sechstagefahrt in Gottwaldov nominiert, musste mit Motorschaden aber ausscheiden. Auch 1955 und 56 war er als Sechstagefahrer jeweils mit Goldmedaillen sehr erfolgreich, ehe er 1957 den wohl größten Erfolg seiner Laufbahn erlebte. Als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft (Trophyteam) errang er mit seinen Kameraden für Deutschland die „Trophy“ im tschech. Spindlermühle, bei einer der schwersten Veranstaltungen die es in jener Epoche überhaupt gab.
Und 1958 war er für die Sechstagefahrt in Garmisch-Partenkirchen erneut im Trophyteam, doch die Titelverteidigung wurde leider knapp verpasst. 1959 musste er seinem Beruf Tribut zollen. Als Polizeibeamter erhielt er für die Sechstagefahrt in der Tschechoslowakei keine Einreisegenehmigung, so dass er seinen Startplatz als Trophyfahrer an einen Ersatzmann abgeben musste. Im Jahr 1960 wurde er in der 250er Klasse mit Maico Deutscher Vizemeister und auch die Sixdays in Wales konnte er mit einer Silbermedaille sehr erfolgreich absolvieren. Tolle Erfolge eines großartigen Sportlers!
Walter Aukthun`s Beliebtheit und Wertschätzung bei seinen Sportkameraden ist geradezu sprichwörtlich.
Hierzu ein bemerkenswerter Nachruf von Walters Freund und Berufs- sowie Sportkollegen Ulrich Sauff.
Walter Aukthun – eine bemerkenswerte Persönlichkeit
Persönlich gefärbte Erinnerungen.
„Am 04.Juli ist der bekannte Motorsportler und Funktionär Walter Aukthun im Alter von 96 Jahren verstorben. Er war in den 50er und 60er Jahren einer der bekanntesten Motorradsportler Norddeutschlands, wenn nicht Deutschlands. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Motorradsport in der Tagespresse und Illustrierten noch einen Stellenwert, von dem heute selbst angehende Fußball-Jungmillionäre nur träumen können, es sei denn, sie könnten irgendeinen Skandal vorweisen. Als Polizeibeamter bei der Verkehrsstaffel der Polizei Hamburg war er nicht nur mit Motorrad und Funkstreifenwagen in Hamburg unterwegs, war Eskortenfahrer bei Staatsbesuchen, sondern übte sein Hobby Motorradsport in allen möglichen Disziplinen aus. Geländefahrten im In-und Ausland, selbst Straßenrennen im Hamburger Stadtpark, aber auch PKW-Rekordfahrten von Wien nach Hamburg, er war überall dabei und ein gefragter Interviewpartner von Tageszeitungen und Fachzeitschriften. Schon seit 1951 war er bei den Veranstaltungen des MSC Mölln aktiv, ebenso wie der Hamburger Matthies Stüdemann und hat auch seinen guten Bekannten Detlev Louis für den Motorradsport begeistern können.
1957 war Walter Aukthun Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft bei den Six-Days in
Spindlermühle / Tschechoslowakei, am Start, die dort die Mannschaftsweltmeisterschaft gewinnen konnte. Damalige Geländesportmotorräder waren übrigens meist Straßenmodelle mit anderen Reifen, wenig Federweg am Vorderrad und noch weniger am Hinterrad, Luftkühlung und Leistungen von max. 25 PS.
Als er den aktiven Sport beendete, betätigte er sich als Funktionär, Rennleiter, Sportkommissar bei jeglicher Art von Motorsportveranstaltung. Als überzeugter Junggeselle konnte er fast jedes dienstfreie Wochenende in den Dienst des Motorsports stellen und wurde zusätzlich noch ADAC Hansa Motorradreferent. In dieser Funktion unterstützte er nicht nur den späteren Multi-Europameister / Deutschen Geländemeister Rolf Witthöft, sondern begann für hoffnungsvolle Nachwuchsfahrer Motorsport-Lehrgänge durch den ADAC anzubieten. Hierdurch kam auch den Verfasser dieser Zeilen auf den Geschmack, statt der heimatlichen Wälder und Kieskuhlen mal dem richtigen lizenzierten Motorradsport seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, zumal die Chefinstruktoren eines solchen Lehrganges – Rolf Witthöft und Heino Büse – ihn ermunterten, von der Kreidler auf ein richtiges Gelände-Motorrad umzusteigen. Diesen Ratschlag habe ich befolgt – eigentlich selten bei mir – und in nachfolgenden Jahren auf einer von Matthies Stüdemann gekauften Maico mein Glück im Geländesport und Motocross gesucht.
Walter Aukthun war zwischenzeitlich (Ende der 70er Jahre) Präsident der MSA
(Motorsportabteilung) der SVP (Sportabteilung Polizei Hamburg) geworden und organisierte 1977 das erste Supermoto-Rennen in Buxtehude (das war keine Erfindung aus USA, Frankreich, oder einer MOTORRADzeitschrift), er führte das erste Training und die ersten Motorradrennen auf dem zum Straßenkurs umgebauten Heidbergring in Geesthacht durch – mit dem legendären Polizeiführer Lothar Arthecker in vollem Ornat bei der Siegerehrung.
Walter Aukthun hatte bereits 1977 die Motorrad-„Artistik“- Staffel der Polizei wiederbelebt, die es schon in den 50er Jahren gegeben hatte und eine Renaissance erlebte.
Seinen Beziehungen hatte diese Truppe zu verdanken, dass sie 1979 bei der Motorrad-
Weltmeisterschaft der Geländefahrer in Siegen/Neunkirchen bei der Eröffnungsfeier einen
umjubelten Auftritt im Stadion vor tausenden Zuschauern hatte und so bekannt wurde, dass sich seit dieser Zeit zahllose Auftritte in Deutschland, Europa und Kanada ergeben haben. Durch seine Vermittlung bekam ich nach nur 2 Jahren im lizensierten Geländesport die Chance, beim Hamburger Händler Koichi Shimada einen Vertrag mit Yamaha-Motorrädern zu bekommen und damit mehrere Jahre lang massiv unterstützt zu werden, ein seltener Glücksfall für einen bis dahin relativ unbekannten Privatfahrer. Da ich – natürlich – auch Mitglied der MSA und der Motorradstaffel der Polizei Hamburg wurde ,habe ich Walter dann noch näher kennengelernt bzw. schätzen gelernt. Bei zahlreichen Veranstaltungen wie dem Straßenrennen in Geesthacht habe ich ihm assistieren können, bis er mich 1990 beschwatzte, dort den Rennleiterposten zu übernehmen, da er sich nach 10 Jahren als Rennleiter auf diesem Kurs mehr freie Zeit gönnen wollte.
Wer ihn nicht kennengelernt hat, hat etwas versäumt. Ich habe ihn durchweg sehr geschätzt, ob als Kollege, Sportkommissar oder ADAC-Funktionär“.