Martin Novella aus Wilnsdorf im Siegerland, Jahrgang 1966 und Motorradsportler seit 1990, allerdings im Klassiksport bislang noch nicht aktiv, holte sich 2022 in der Klasse „Open 89 up to 125“ den Europameister-Titel  in der Vintage Enduro European Championship.

Der Siegerländer vom MSC Freier Grund wurde nach Anfängen im Straßenrennsport von seinen Vereinskameraden Sven Roth und Rolf Nickolai animiert, es auch mal im Gelände zu versuchen, was erfolgreich glückte. 2014 und 15 errang er jeweils den zweiten Platz in der Klasse 4 der IGE. Fortan war er auch im Rahmen der DMSB Enduro Meisterschaft bei den Super Senioren relativ schnell unterwegs. Mangels eines geeigneten Motorrades fand er in der Klassikszene bislang aber noch keinen Einstieg. Doch als ihm im Dezember 2021 eine übel heruntergekommene ACM-Suzuki RM 125 aus dem Jahr 1989 über den Weg lief, griff er bei diesem Youngtimer zu, zumal das Motorrad von der Firma ACM bereits mit deutschen Zulassungspapieren ausgestattet war.  Innerhalb von nur 4 Monaten stand nun eine Generalrestaurierung der Suzuki auf dem Programm. Das heißt, es wurde das komplette Programm absolviert, von Rahmen strahlen und pulvern, Schrauben  und Kleinteile neu verzinken, alles neu lagern, Motor und auch einen Ersatzmotor komplett revidieren uvm.  Dies geschah unter tatkräftiger Mitwirkung von seinem Sportfreund, dem Ex „Suzuki-Kurz“ Fahrer Gerhard Ahrnold. Natürlich kamen auch noch neue Plastics dran, ebenso wie ein passender Auspuff von DPR. Mit einer modernen Zündung und neuem Kabelbaum wurde die Maschine schließlich von der Firma von Ex-Zündapps Werksfahrer Jürgen Grisse ausgestattet. Bereits Mitte April 2022 konnte die Zulassung erfolgen und die Fahrwerksabstimmung samt Einfahren des Motors musste noch schnell auf einer Cross-Strecke vorgenommen werden, ehe der erste Wettbewerbseinsatz für ihn und sein „Suzuki Team Debus“ anstand. 

Lauf 1 zur Europameisterschaft in Frankreich in Mayet de Montagna im Mai 22.

Auf Anhieb konnte sich Martin mit seinem neuen handlichen und sehr leistungsstarken Sportgerät (Leergewicht 87 Kilogramm) anfreunden und die italienische Konkurrenz auf ihren TM und Cagiva bezwingen.  Am Tag zwei dann die Ernüchterung. Ein weiterer Sieg wurde verschenkt, weil er eine Zylinderkopfschraube nicht fest genug angezogen hatte und diese verloren ging. Der Motor überhitzte und die Kopfdichtung brannte durch,  was zum Ausfall führte. Sonst wäre erneut ein Klassieg möglich gewesen. 

Den 3. Lauf in Costa Volpino/Italien konnte Martin dann wieder gewinnen, obwohl die Suzuki in der Sonderprüfung urplötzlich Probleme mit der Auslass-Steuerung hatte. Doch das Überfettungs-Problem verflüchtigte sich nach kurzer Fahrzeit, so dass es letztlich erneut zum Sieg reichte.

Die Läufe 4 und 5 in Woltersdorf konnte dann Martin auch mit Siegen auf seinem Punktekonto verbuchen. Wobei er anmerkt und bedauert, dass seine beiden Hauptkonkurrenten aus Italien zu dieser Veranstaltung in Deutschland nicht mehr angereist sind.

Hier zeigt sich dann auch das Hauptproblem des durchaus attraktiven FIM Europameisterschafts-Wettbewerbs. Der erforderliche Kosteneinsatz und insbesondere die weiten Reisewege halten viele Klassik Enduro Sportler davon ab, sich in diesem Format zu versuchen.

Doch das soll die tolle Leistung von Martin Novella nicht schmälern. Mit seinem Einstig in den Klassik Endurosport konnte er sich in seiner 1. Saison auf Anhieb den Vintage EM Titel in seiner Klasse sichern.

Und er plant bereits eine Titelverteidigung für das Jahr 2023, dann allerdings in der Klasse Evo bis 250 ccm. Eine entsprechend passende 89er Suzuki RM 250 befindet sich bei ihm aktuell bereits im Aufbau.

Zudem will er versuchen, sich auch in der deutschen Klassikszene bei einzelnen Veranstaltungen mit Youngtimern der Konkurrenz zu stellen. Gefallen am Klassik Enduro und seiner coolen Szene hat er jedenfalls längst gefunden.  

 

Bildnachweis: Archiv Novella 8, Peter Teichmann 3 (6-8/Woltersdorf)