Faszination Seitenwagensport

IMG_0961Viele ehemalige und auch aktuell noch aktive Gespannfahrer der deutschen Enduroseitenwagen-Szene waren am 27. Juni 2015 zum  „1. Treffen der deutschen Enduroseitenwagenfahrer und -beifahrer“ nach Waldkappel gekommen. Eingeladen zu diesem Treffen hatte Peter Römer, ein zu seiner Zeit ungemein aktiver Gespannfahrer und Gespannbauer aus Baden-Baden (bis heute haben er und sein Sohn Michael weit über 200 Wettbewerbs- und Straßengespanne gebaut). Er wurde unterstützt von Rainer Laidig, der als Nichtmotorradfahrer die Datei „Die deutschen Geländeseitenwagen-Meister 1955-2012“ erstellt und bei „www.Meisterdinger.de“ eingestellt hat und für seine Arbeit mit viel Beifall belohnt wurde. Die Betreuung vor Ort hatten der ehemalige Geländefahrer Uwe Fleck und seine Mannschaft vom MSC-Waldkappel exzellent organisiert. In einer kurzen Ansprache an die Teilnehmer, unter ihnen der Gespannbauer und mehrfache Deutsche Meister Horst Hartmann aus Ingelheim, sowie der erfolgreiche KS-Fahrer Manfred Schneider mit seinem Beifahrer Helge Sternitzke aus Hamburg, begrüßte Peter Römer die Teilnehmer. Römer äußerte den Wunsch, dass man künftig doch wieder Gespanne bei den „Motorrad-Gelände-Zuverlässigkeitsfahrten“ zulassen sollte. Das Prädikat für die Endurogespanne wurde 2012 zum letzten Mal ausgetragen, bevor es vom DMSB trotz Widerstands aus der Gespannfahrerszene eingestellt wurde. Sein zweiter Wunsch, weitere Treffen dieser Art zu wiederholen, dürfte in jedem Fall auf fruchtbaren Boden fallen.
Veranstaltungsort für das Treffen war das Motocross-Gelände „Husarenring“ des MSC-Waldkappel-Breitau. Mit exquisiten Räumlichkeiten bot diese Örtlichkeit für das Treffen eine ideale Kulisse, weil die rund 50 angereisten Gelände-Veteranen aus ganz Deutschland bei ihren Benzingesprächen ständig auch die nötige Begleitmusik des gleichzeitig laufenden Trainingsbetriebes in den Ohren hatten. Und aus historischer Sicht hat die Gegend um Waldkappel natürlich auch eine Affinität zum Gespannsport. Fanden doch in früheren Zeiten in Waldkappel selbst, sowie in der Region viele Geländefahrten mit Gespannbeteiligung statt.

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Für die angereisten Stollenreiter, der älteste war 84 Jahre alt, hatte es schon fast historische Ausmaße, als Heiner Franzen (Gründungsmitglied des KS-601-Clubs) den Sound seines „Grünen Elefanten“ erschallen ließ. Voller Bewunderung horchte man in sich hinein, wann man das letzte Mal so etwas gehört hatte. Auch für Heinz Hibbeln war es ein bewegender Moment, diese Zündapp-KS wieder zu hören und zu sehen, saß er doch vor 45 Jahren als Beifahrer selbst auf dieser Maschine. Für die KS hatte man im großen Clubraum des MSC Platz geschaffen. Zwischen dem modernen EML-BMW Gespann von Uwe Fleck und dem BMW-Kaiser Gespann von Siegfried Richter durfte sich das große Zündapp-Gespann einreihen.
Schnell war die KS eingerahmt von fachkundigen Besuchern. Es dauerte nicht lange, dann ging die Diskussion wieder los, um die technischen Vor- und Nachteile von BMW oder Zündapp ins rechte oder unrechte Licht zu stellen. Noch in den 60er Jahren hatte die BMW nämlich wenig Chancen gegen die KS, sobald es in tiefen Schlamm oder Sand ging, wie z.B. bei der „Int. Schweren Geländeprüfung“ in Schwarzenbeck, im Sand der Berliner Havelberge, bei der „Schweren Badischen“ in Mauer oder auch in „Schimmeldewog“, der Geländefahrt des MSC Ulfenbachtal. Es ließen sich noch viele weitere Veranstaltungen aufzählen, die teilweise leider seit langem Geschichte sind.

 

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Viele Erzählungen des Tages kreisten aber auch um das „Eldorado“ der Gespannfahrerszene, das Welsh 2 Day Enduro im englischen Llandrindod. Eine Veranstaltung die in der Enduro-Solofahrerszene wohl eher unbekannt ist, bei den Seitenwagenfahrern aber einen Stellenwert ähnlich wie im Autorennsport Le-Mans hat. In den 1960er Jahren musste wegen der großen Anfrage die Teilnehmerzahl auf 180 begrenzt werden. Viele deutsche Spitzenfahrer, wie z. B. Horst Hartmann, Reinhard Noss, Wolfgang und Joachim Reich oder Karl-Heinz Klenk mit Monika Winter zog es immer wieder ins walisische Hochmoor. Allen voran Peter Römer der mit verschiedenen Beifahrern zwanzig Mal in Folge dort teilnahm. Das Treffen auf dem Clubgelände des MSC Waldkappel-Breitau war für alle Teilnehmer ein Super-Wochenende und lechzt förmlich nach Wiederholung.
Großer Dank gilt allen, die zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben. Besonderer Dank gilt Uwe Fleck sowie Dieter Degenhart und seiner Gattin für die perfekte Organisation und Bewirtung seitens des MSC Waldkappel-Breitau.
Enduro-Klassik.de bedankt sich für diesen Beitrag bei Heinz Hibbeln und Dr.Bernd Bachert

Ergänzend zu dem Beitrag von uns noch einige tolle Bildeindrücke zur Faszination des Gespannsports, als Anregung für alle Veranstalter, künftig  vermehrt auch an die Seitenwagenszene zu denken!