Kramer Maico GS – Restauration

Wenn man an Kramer Maico Moto Cross Motorräder aus dem Jahr 1973 denkt, dann fällt dem Kenner der Szene sofort ein, dass da beim Moto Cross DM Lauf in Schrecksbach etwas außergewöhnliches geschah. Es war Rolf Dieffenbach, der in der 250er Klasse erstmals eine Kramer-Maico aus dem Stall von Fritz Kramer aus Laubus-Eschbach an den Start brachte, welche über eine Cantilever Schwinge zur Hinterradführung verfügte. Eine Konstruktion die klar dem Yamaha MC-Fahrwerk nachempfunden wurde, allerdings nicht mit einem ellenlangen Mono-Gasdruckfederbein unter dem Tank, sondern zunächst mit 3 herkömmlichen Bilstein Dämpfern, welche unter dem Luftfilterkasten leicht diagonal angeordnet waren. Kurze Zeit später tauchten bei nachfolgenden Moto Cross DM Läufen weitere Kramer Maico`s mit dem Cantilever Fahrwerk auf, nunmehr jedoch nur noch mit 2 schräggelegten Dämpfern. Auf Nachfragen der Fachpresse äußerten sich die Fahrer damals sehr lobend über dieses neuartige Dämpfungssystem mit dem Hinweis, man könne damit vor allem sehr konditionsschonend so einen MC Lauf bestreiten. Was wohl verklausuliert heißen sollte, sie hatten ganz einfach ein besseres Dämpfungsverhalten, als bei herkömmlichen Maico Motorrädern.

Im Jahr 2021 entdeckte der Autor dieser Geschichte so ein Kramer Fahrgestell aus den absoluten Anfangsjahren des Fahrwerkbaus von Fritz Kramer in einem, sagen wir es mal salopp „jämmerlichen Zustand“. Rahmen und Schwinge waren stark verbogen und die Unterzüge „morsch“. Zudem handelte es sich um einen Umbau für einen 125er Hiro Motor mit linksseitigem Antrieb. Die Maico Vorderradnabe war durch eine italienische Ceriani Nabe ersetzt. Wer so ein Motorrad wohl jemals gebaut hat? Fritz Kramer sicherlich nicht. Nun, die Spurensuche hinsichtlich des ursprünglichen „Tatortes“ konnte in der näheren Umgebung des Fundortes rasch eingegrenzt werden. Mit größter Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem Fundstück um eine Ex Uli Körber MC Maschine. Der metallicgrüne Rahmen, das Ceriani Vorderrad und auch eine weiß bezogene Sitzbank deuten zumindest auf diese vermutete Fahrzeughistorie hin, so wie sie sich mit Fotos aus dem Uli Körber Privatarchiv auch nachvollziehen lässt. Doch leider war uns der Aufbau dieser Maschine in ihrem ehemaligen Einsatzzustand nicht mehr möglich und so fiel rasch die Entscheidung, das Motorrad in eine echte Kramer-Maico zurück zu verwandeln, so wie sie damals von vielen Spitzencrossern sehr erfolgreich gefahren wurde. Allerdings mit einer Einschränkung. Für uns Klassik Enduro Freaks sollte es natürlich eine GS werden. In einer Epoche, wo jeder selbst entscheiden kann ob er Mann oder Frau sein will, sollte es diese Entscheidungsmöglichkeit, nämlich MC oder GS, natürlich auch für unsere Bikes geben.  Doch auch dieses Ansinnen entpuppte sich als sehr kompliziert.  Allein den Rahmen und die Schwinge wieder zu richten war ein Unterfangen von vielen Wochen. Benötigte Ovalrohre mussten in Holland beschafft werden. Zum Glück hatten wir noch ein passendes Fahrzeugheck im Teileregal und so wurde über Wochen gebogen, gerichtet und geschweißt und wieder ein Maico Motor eingepasst. Die wunderbare Maico Telegabel mit außenliegenden Federn benötigte ebenfalls das volle Programm einer Frischzellenkur und so zog sich das Projekt stetig in die Länge. Für eine Kramer als GS, fehlte uns schließlich ein großer Tank, eine dem Jahr 1973 entsprechende Stahlnabe für das Hinterrad und den passenden Luftfiltereinsatz zu finden sorgte ebenfalls für reichlich graue Haare.  Stundenlang wurde mit Leuten in der Enduro Klassik Szene oftmals telefoniert, um fehlenden Teile aufzufinden und zusammenzutragen oder gar um sie extra anfertigen zu lassen, wie die seitlichen Kunststoffverkleidungen oder originalgetreue Tankaufkleber.  Doch am Ende hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Die Kramer Maico des Jahrgangs 1973/74 ist nun als GS 250 wiederauferstanden und sie ist sozusagen, um nicht einen KTM Slogan verwenden zu müssen nun quasi „rennfertig„. Die passende Gelegenheit, sie bei einer Veranstaltung wieder „auszuwildern“, wird sicher zeitnah kommen. Den ganz vielen Helfern, die dieses außergewöhnliche Restaurationsprojekt mit Rat und Tat unterstützt haben und ohne die es sicher nicht geklappt hätte, gilt an dieser Stelle der Dank von enduro-klassik.de.  

Bildnachweis: Archive Uli Körber/Peter Niedderer 4, Archiv Rolf Nickolai 1, enduro-klassik.de 16

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