Entgegen unseren bisherigen Gepflogenheiten, wollen wir hier auch einmal ein Motorrad zeigen, das sich nahezu noch im Originalzustand befindet und unrestauriert die „Geländesport-Patina“ der Vergangenheit stolz zur Schau trägt. Lediglich bei der Lackierung dürfte im Hinblick auf den späteren Farbenkult der Marke mit „Orange“ etwas nachgebessert worden sein. Eingesandt wurde die Bilder von unserem Leser und Enduro-Klassik-Fan Markus W.
Er konnte das gute Stück – eine KTM GS 400 – bereits vor 18 Jahren an Land ziehen, als sich nur wenige für klassische Geländesportmotorräder interessiert haben und solche Bikes noch für etwa 50 – 100 DM den Besitzer wechselten. Er hat die KTM bewusst in der gezeigten Originalität belassen und sie wird von ihm auch nicht bei Rennen eingesetzt, sondern sprichwörtllich nur noch „ausgefahren“. Und dabei springt sie nach wie vor mit dem ersten Tritt an und macht sich mit einem kernigen Sound bemerkbar.
Attribute, die das Motorrad auszeichnen, sind das nach wie vor schöne Design, ein mächtiger Fächerzylinder und ein „Prügel“ von Auspuff, um die vorgeschriebenen Phonzahlen beim Wettbewerb ordentlich zu erfüllen. Dazu verwendete man Streben als zusätzliche Motorenbefestigungen und verbaute viele Magnesiumteile an Motor, Naben und Bremsen sowie leichte Alufelgen. Der Tank ist aus Servicegründen mit einem Ledergurt festgeschnallt. Den Mitbewerbern war man mit vielen derart zukunftsweisenden Komponenten ein gutes Stück voraus.
Rückblick: Diese Modellreihe von KTM mit dem ersten selbstentwickelten Motor war in den 1970er Jahren geradezu ein Erfolgsgarant. Das Fahrwerk war als Baukasten für die Hubräume 175, 250 und 400 ccm konzipiert. Der bei KTM selbstentwickelte Motor waren auf Spitzenleistung getrimmt und überzeugte im Sport in jeder Hinsicht. 1974 machte G. Moiseev mit dem 250er Moto-Cross WM Titel nachhaltig auf die starken KTM Produkte aufmerksam. Auch in der Geländeeuropameisterschaft sowie in vielen nationalen Geländemeisterschaften flutschten die Titel und Pokale nur so in die Vitrinen von KTM in Mattighofen.
KTM bot neben Maico damals als einziger Hersteller wirklich käufliche Kundenfahrzeuge an, die auch im Wettbewerb für jeden Privatfahrer als konkurrenzfähig zu bezeichnen waren. Das schlug sich sofort in den jeweiligen Starterlisten nachhaltig nieder. Bei den ambitionierten Privatfahrern übernahm die Marke aus Österreich damals klar die Vormachtstellung. Für die kleinen Klassen gab es das KTM Fahrwerk mit den sechsfach verstellbaren Federbeinen an der hinteren Schwinge ebenfalls, jedoch mit Motoren von Fichtel und Sachs in der 100 und 125 ccm Ausführung.
„Ein Motorrad, harmonisch wie aus einem Guß!“, schrieb damals Siegfried Rauch für die Zeitschrift „Das MOTORRAD“.
Enduro-Klassik.de bedankt sich bei Markus W. für die Infos und Bilder zu „seiner historischen Patina-400er“.
sehr schön