Der italienische Musiktitel Azzurro von Adriano Celentano steht für das Azurblau des italienischen Sommerhimmels und handelt von Tagträumen, der Sehnsucht nach einer fernen Liebschaft und dem Fernweh. Mit dem hellblauen Farbton des Minerals Azurit weckt die wunderschöne 50ccm Assemblaggio Italiano Motocicli aus Italien tatsächlich Tagträume, garantiert aber auch jede Menge Begeisterung beim Betrachter. 

AIM: eine Marke, die auch bei Deutschlands Szenenkennern kaum jemand bekannt ist. AIM steht für Assemblaggio Italiano Motocicli, wobei das Wort Assemblaggio nichts anderes umschreibt als eine Montage. Diese Firma zur Montage italienischer Motorräder wurde von Andrea Becocci in Vaiano / Prato nahe Florenz gegründet. Ab 1972 gab es unter der Markenbezeichnung AIM Kleinserien von Moto-Cross und Geländesportmotorrädern, vorwiegend mit Motoren von 50 bis 125 Kubikzentimetern, zu kaufen. Dabei kamen in den leichten Doppelrohrrahmen-Fahrgestellen Motoren von Sachs, Minarelli oder Morini zum Einbau. Der Überlieferung nach soll die Produktion bereits 1979 eingestellt worden sein. Trotzdem finden sich immer wieder auch noch Modelle bis Baujahr 1980. Sogar 1983 wurden noch großartige Sporterfolge mit Maschinen von AIM eingefahren.

Ein Liebhaber hat sich zwischenzeitlich mehrere dieser südländischen Raritäten an Land gezogen und nördlich der Alpen in seiner fränkischen Heimat angesiedelt. Das besondere an der hier vorgestellten AIM aus 1978 ist, dass dieses Motorrad nicht exakt im Original restauriert wurde, sondern vielmehr eine Verbindung der wunderbaren alten Substanz mit modernen Elementen darstellt.

Der sehr leicht wirkende Rohrrahmen mit einer formschönen Tank-Sitzbankkombination wird jetzt mit modernen YSS-Dämpfern und einer Marzocchi-Gabel gefedert. Moderne Akront-Felgen umspannen die konischen Radnaben, am Lenker wird die Technik von ZAP-Armaturen genutzt. Für Geländesporteinsätze in der Klassik-Szene wurde auch am Minarelli P 6 Motor Hand angelegt – ein Basismotor, der bereits von Haus aus mit kurzen, exakten Schaltwegen glänzt.

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Der im italienischen Moto-Cross Sport üblicherweise eingesetzte Corsa Corta Zylinder wurde der besseren Fahrbarkeit wegen gegen einen Fantic-Competition Zylinder ausgetauscht. Hierfür war es erforderlich, den ursprünglichen Hub von 39 mm auf 42 mm zu erhöhen, was im Geländesport eine Leistungsentfaltung über ein breiteres Drehzahlband ermöglicht. Dazu passend gab es im Tuningshop eine Auspuffanlage von Polini mit einem kleinen Schalldämpfer aus dem Hause SEM. Die Befeuerung erfolgt natürlich über einen italienischen Dellorto Vergaser. Für ein Kleinserienmotorrad ohne Leichtbaukomponenten wie Titanlegierungen oder ähnliche, gewichtseinsparende Materialien, erreicht die 50er AIM ein hervorragendes Leergewicht von nur 85 Kilogramm.

Die Detailverliebtheit unseres restaurierenden Italienliebhabers zeigt sich schlussendlich auch in der Verwendung rot und blau eloxierter Aluminiumschrauben oder gar der Erleichterung des Kickstarters in Form von kleinen Bohrungen. Die gewählte Farbkombination aus Silber, Himmelblau und Weiß in Verbindung mit dem zweifarbigen Sitzbezug gibt dem seltenen Italien-Renner aus der Schnapsglasklasse eine starke Optik.

Eine unserer Meinung nach absolut gelungene Symbiose aus Klassik und Moderne (dieser Artikel erschien in unserem Enduro-Klassik Jahrbuch 2014)!