Hercules GS 175Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Konkurrenz von KTM und SWM schon enteilt war, als sich die Verantwortlichen bei Hercules in Nürnberg im Jahr 1973 endlich entschlossen, die Geländesportmodelle der Marke für die Saison 1974 ebenfalls mit einem modernen Doppelschleifenrahmen aus Chromolybdänrohren auszurüsten. Leider fiel diese Entscheidung etwas halbherzig aus, da man dabei das 50er-Modell nicht berücksichtigte. Aber immerhin für die Hubräume 100, 125 und 175 ccm gab es den lange überfälligen neuen Rahmen mit einer feinen Ceriani-Gabel (170 mm Federweg). Für 1974 wurde das Motorrad noch mit Vollnabenbremsen vorne und hinten sowie Stahlfelgen ausgestattet und ausgeliefert.

Dass damit kein Blumentopf zu gewinnen war, hat man in Nürnberg dann doch schnell realisiert. Bereits bei der Zweitagefahrt in Isny tauchte Werksfahrer Eddy Hau mit einem deutlich modifizierten Modell auf, welches auch bei der Sechstagefahrt in Camerino/Italien  zum Einsatz kam. Letztlich war es der Vorbote für die Serienmaschine des Jahres 1975.

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Friedrich H. hat sich eine derartige Werks-Replica des Jahres 1974 aufgebaut, die er regelmäßig sehr erfolgreich bei den Klassik-Wettbewerben zum Einsatz bringt.
Dieses Motorrad zeichnet sich durch die Grimeca-Halbnabenbremsen mit 140 mm Durchmesser aus dem Werkstoff Elektron (Leichtmetall mit Magnesiumanteil) vorne und hinten sowie leichten Alufelgen aus.  Die Sitzhöhe ist mit 890 mm sehr moderat. Die Hercules ist mit einem kurzen Nachlauf des Vorderrades ausgestattet und hat deshalb ein äußerst handliches Fahrverhalten – trotz der 110 Kilo Leergewicht! Der formschöne 9-Liter-Tank ist für die kleinen Hubraumklassen völlig ausreichend. Herculestypisch darf natürlich die Lochblechabdeckung der Auspuffanlage nicht unerwähnt bleiben.

 

Eddy Hau wurde mit solch einer Werks-Maschine in der 125er-Klasse 1974 Deutscher Vizemeister, ebenso wie Hans Wagner mit der 175er. Die Werksmotorräder hatten einen blauen Tank, mit seitlichem Chromspiegel und schwarze Kunststoffkotflügel vorne und hinten. Dazu neben den „besseren Motoren“ eine  optisch abgeänderte Auspuffanlage. Das käufliche Serienmotorrad 1975 sah dagegen mehr als langweilig aus. Für 3876 DM bekam man einen cremeweißen Tank und weiße Kotflügel im silbernen Rahmen.

Vollstes Verständnis haben wir deshalb dafür, dass sich der Restaurator des hier gezeigten Motorrades für eine schicke grüne Tanklackierung entschieden hat, die einfach besser aussieht!

Dass an dem Motorrad ein Geländesportspezialist Hand angelegt hat, erkennt man an dem weit zurückgesetzten Vergaser, welcher zusätzlich mit Gummibefestigung am ehemaligen Werks-Zylinder mit den abgeschliffenen Kühlrippen fixiert wurde sowie an der Namensaufschrift auf dem Seitendeckel.

[box type=“shadow“ align=“aligncenter“ width=“620″ ]Technische Daten:

  • 173 ccm Hubraum
  • 60×61 mm Bohrung/Hub
  • 24 PS bei 7000 U/min
  • Sechsgang Ziehkeilgetriebe
  • kontaktlose Motoplat-Zündung
  • 32 mm Bing-Vergaser.[/box]


Hercules GSenduro-klassik.de wurde bei diesem Beitrag dankenswerterweise vom Geländesportklassiker Friedrich H. unterstützt. Wer sich für einen Testbericht der Hercules GS 175 interessiert, sollte sich nach Heft 14/1975 von DAS MOTORRAD umschauen, oder sich direkt an uns wenden.

Eine der von uns beschriebenen Hercules-Werksmaschinen des Jahres 1974 wurde bei der 2-Tagefahrt Isny im Bericht von Siegfried Rauch im Bild festgehalten (DAS MOTORRAD 14/1974), wie unsere Aufnahme zeigt.